2 Gefühle

2.1 Scham

Mit der zwiespältigen Phänomenologie von Scham, sie bedeutet „bedecken und verhüllen“, sowie auch dem Aspekt, dass Scham beim „entdeckt werden, entblößt werden“ entsteht, befasst sich das folgende Kapitel. Schamgefühl leitet sich aus Beschämung und Schande ab.

Schröder (2013) weist darauf hin, dass in der Interaktion zwischen Nutzern von Hilfe und Professionellen im sozialen Kontext Scham entsteht, die Kenntnisse und eine reflexive Auseinandersetzung mit Scham und Beschämung erfordert. Ein wesentliches Qualitätsmerkmal ist es, schamgenerierende und beschämende Strukturen und Deutungsmuster zu erkennen und diese zu verändern, damit sich die Machtposition des Professionisten nicht unreflektiert auswirkt.

Marks (2013) unterscheidet zwischen Scham und Beschämung. In unterschiedlichen Kontexten wie Schule und Sozialarbeit sieht er die Voraussetzung für „gelingende Beziehungen“, an der eigenen Person zu arbeiten und die eigene Scham zu reflektieren. Um in diesen Kontexten eine konstruktive Haltung und einen entwicklungsfördernden Umgang mit Scham im Unterricht oder mit Hilfesuchenden zu erreichen – und mit der Scham nicht destruktiv umzugehen und „abschaffen“ zu wollen. Scham ist eine eigene Leistung, ein Gefühl, das von Lehrern zu würdigen und zu begleiten ist.

Die Hilfe kommt von Erwachsenen, die Kindern helfen die Scham reflektiert auszudrücken. Wenn Beschämung auftritt, bedeutet es, Schamgefühle von der Umgebung zugefügt bekommen zu haben. Beschämung kann durch Personen (z.B. Lehrer) und auch durch Strukturen – im Hinblick auf die Verantwortlichen für Rahmenbedingungen (z.B. Schule) – geschehen. (Marks, 2013)

Freuds Überlegungen zur Scham werden von Schabschneider (2009) in ihrer Abschlussarbeit an der Sigmund Freud-Universität beschrieben:

Zunächst wird Scham in Verbindung mit Sauberkeitserziehung gesehen:

„Er versteht Scham als ein Motiv für Abwehr, also als eine affektive Erfahrung, die die Furcht beinhaltet, abstoßende Geheimnisse einem beobachtenden Publikum zu offenbaren.“
(Schabschneider, 2009, S 14)

Scham ist verbunden mit der Anwesenheit eines beschämenden Erwachsenen. In Exhibitionsträumen taucht Scham auf, wenn etwas, das der Einzelne als zu seiner Intimsphäre gehörend betrachtet, an die Öffentlichkeit kommt. Tisseron (2000, zitiert nach Schabschneider, 2009) kommentiert Freuds Kindheitserinnerungen von 1900 insofern, als dass dieser nicht nur eine Angst vor der eigenen Scham empfand, sondern die Verlegenheit und Scham seiner Eltern empfand und ihnen ersparen wollte. 1905 beschreibt Freud Scham als Macht, die der Schaulust entgegensteht.

„Freud benutzt dabei die Begriffe Scham, Ekel und Moralität stets gemeinsam und beschreibt Scham und Ekel als eine Art Damm gegen das instinkthafte Leben.“
(Schabschneider, 2009, S 17)

Scham wird als Affekt und als Abwehr gesehen. Waren es zunächst die Affekte, Bewusstsein und Bedeutung, befasste Freud sich später eher mit Trieben und Abwehr-Kräften. In Verbindung zum Konzept des Ich-Ideals erwähnt Freud (1914), dass Gefühle wie Scham und Schüchternheit in der Analyse durchgearbeitet werden müssen, damit diese fruchtbar ist. 1923 schreibt Freud, dass durch das Ich-Ideal die Scham mit dem Über-Ich verbunden ist. Das Über-Ich verbindet das moralische Gewissen, Selbstbeobachtung und Idealbildung, es umfasst das Ich-Ideal.

„Von dieser Hypothese weicht Freud nicht mehr ab und auch zeitgenössische psychoanalytische Theorien über Scham stellen diesen Aspekt in den Vordergrund“
(Schabschneider, 2009, S 19)

Im Jahre 1930 folgert Freud, dass Konflikte des Exhibitionismus, durch das Sehen und das Gesehen werden, phylogenetisch bedeutsamer werden. Hier sieht Schabschneider (2009) einen klaren Widerspruch zu früheren Auffassungen der Scham als Hemmung gegen instinkthafte Gratifikation. Freud (1933) sieht die Scham als Wunsch ein genitales Defizit zu verbergen (Scham als exquisit weibliche Eigenschaft).

Zusammenfassend können vier Unterscheidungen getroffen werden:

Die Scham als Affekt innerhalb eines sozialen Kontextes; diese ist mit der Angst vor Bewertung gleichgesetzt. Scham als Motiv für Abwehr, als affektive Erfahrung, als Methode der Abwehr, als eine Reaktionsbildung im Dienste der Verdrängung und die Scham in Verbindung zum Narzissmus und zu Idealen (als Symptom).

Diese Vielfältigkeit der Deutungen findet sich ebenfalls bei weiteren Autoren, die sich mit Scham befassen. Die Unterscheidung zwischen sozialer Angst (Scham) und moralischer Angst (Schuld) wurde in der Folge auf eine psychodynamisch-triebtheoretische und strukturell- konflikthafte fokussiert. Neben der Grundlagenforschung, wo versucht wird, Scham besser zu beschreiben (Maske, überschattete Emotion, existentielles Gefühl), gewinnt die Rolle der Scham in therapeutischen Bereichen an Bedeutung, denn in der Wertediskussion der pluralistischen Gesellschaft wird Scham gerne als antiquiertes Gefühl abgetan. (Schabschneider, 2009)

Aktuelle Schamtheorien befassen sich u.a. mit Scham im Bereich der Interaktion: hier wird die Scham auf die Vorstellung einer Bedrohung zurückgeführt, die auf einer für das Individuum wesentlichen Bindung lastet. (Tisseron, 2000, zitiert nach Schabschneider, 2009)

Seidler (1995, zitiert nach Schabschneider, 2009) entwickelte die Alteritätstheorie, die besagt, dass die Subjektkonstituierung aus interaktionellen Akten wechselseitiger Wahrnehmung besteht. Emotionen sind als Prozesse zu verstehen, die einem Netzwerk gleichen (die zwischen zwei Menschen entstehen, reguliert werden und wirken). Durch die Verschränkung von Subjekt und Objekt wird Scham als Schnittstellenaffekt beschrieben.

Hilgers (1997, zitiert nach Schabschneider, 2009) weist auf die Bipolarität des Schamerlebens hin. Einerseits gibt es den Objektpol (vor dem man sich schämt) und andererseits den Subjektpol (für den man sich schämt). Durch dialogische Beziehungen (z.B. Mutter und Kleinkind) werden wechselseitige Affekte ausgelöst, diese können zu Irritationen führen. Ein sich nicht erkannt fühlen entsteht aus einem die Bezugsperson nicht zu erreichen- bzw. ein der Bezugsperson zu nahe sein. Das kann nicht nur Scham, sondern, ebenfalls zur Familie der Schamgefühle zählend, auch Verlegenheit, Schüchternheit, Abhängigkeitsscham, Intimitätsscham, auslösen.

Für Wurmser (1997) sind Scham und Stolz narzisstische Affekte, da sich die Definition von Narzissmus auf alles, was sich auf Selbstachtung, auf die Wertschätzung des Selbst, auf das Gefühl für berechtigte Ansprüche und auf den Wunsch nach Macht bezieht. Scham kann kurzlebig oder lang anhaltend (Schamhaltung) sein, als inhärenten Teil der Scham sieht er Angst. Diese Schamangst definiert sich als Angst vor Bloßstellung und Erniedrigung. Der Unterschied von Scham und Schuld liegt für den Autor darin, dass Scham eine globalere Natur hat als das Schuldgefühle (z.B. man kann schuldig sein, ohne sich schuldig zu fühlen). Jedoch haben beide Gefühle mit Normverstößen zu tun. Der Autor (1997, zitiert nach Schabschneider 2009) definiert Themen, wo Scham entsteht: Schwäche und Versagen in Rivalitätssituationen, mit Verachtung und Ekel angeschaut werden, als ein physisches oder geistiges Defizit betrachtet, bei Kontrollverlust über Körperfunktionen und Affekte, sexuelle Erregung bei Leiden, Erniedrigung und Schmerz, und beim Wahrnehmen und Zeigen als gefährliche Aktivität, die bestraft wird.

Jacoby definiert Scham als „Hüterin der menschlichen Würde“, sie ist als Regulativ, nicht als Pathologie, zu verstehen. Weiters zählt sie Scham zu den negativen Emotionen, da diese mit psychopathologischen Zuständen einhergehen kann. Schamangst ist die Angst, exponiert zu sein und verhindert z.B. Zivilcourage. (Jacoby, 1997, zitiert nach Schabschneider, 2009)

Tomkins sieht Scham, Schüchternheit und Schuldgefühle als eine einzige Emotion, Scham (als Grundaffekt) wird näher definiert als ein Gefühl der Demütigung, Niederlage, Verfehlung und Entfremdung. (Tomkins, 1963 zitiert nach Schabschneider, 2009)

Interessant ist diesbezüglich die Unterscheidung von Lewis (1971,1995, zitiert nach Schabschneider, 2009) wo bei einem Versagen des ganzen Selbst (Bewertung) Scham entsteht, ein spezifisches Versagen (eine schuldhafte Handlung) hingegen führt zu Schuldgefühlen. Der Autor sieht das gleichzeitige Auftreten von Scham- und Schuldgefühlen als ein empirisch häufig auftretendes Phänomen an.

Oft wird die Peinlichkeit bzw. Verlegenheit im alltäglichen Sprachgebrauch mit Scham gleichgesetzt, ebenfalls ähnlich sind Symptome wie erröten oder flüchten wollen. Jedoch sind die Symptome wesentlich schwächer ausgeprägt als bei Schamsymptomen, auch wenn ähnliche Auslöser vorhanden sind. Da die persönlichen und sozialen Konsequenzen meist wenig einschneidend sind, können kurzfristig Regulative zur Verbesserung der Situation eingesetzt werden. (Amering & Griengl, 1998, zitiert nach Schabschneider, 2009)

Anlässe für soziale Scham finden laut Neckel (1993, zitiert nach Schabschneider, 2009, S 37) auf drei Ebenen statt: auf der Ebene des Körpers: der Mensch in seiner physischen Natürlichkeit, der Persönlichkeit: seine selbstbeanspruchte Identität und in Bezug auf den Status: der sozialen Wertschätzung.

Die durch Erziehungsmittel eingesetzte Verunsicherung (z.B. Buben weinen nicht, schäm dich) verlangt vom Kind eine enorme Anpassungsleistung im Hinblick auf das Wahrnehmen von Scham. Um Abweichungen von der Norm zu vermeiden, werden Tabuzonen errichtet und vor allem im Affektbereich angesiedelt. Die Idee, ebenfalls in der Kulturgesellschaft angesiedelt, der Schamanlass für andere zu werden, Mitleid zu erregen (durch das Mitteilen) ist beschämend.

Ein weiterer Schaminhalt ist der Kontrollverlust. Hieraus kann ein starkes Kontrollbedürfnis entstehen und als die Kehrseite von Angst, Ohnmachtsgefühlen und Minderwertigkeitsgefühlen gesehen werden. (Schabschneider, 2009) Die dem Menschen innewohnende Spontanität kommt beim Erleben von Scham zum Erliegen. Es werden Erlebnisse von Ohnmacht beschrieben. Die Entwicklung von Schamgefühlen ist die Voraussetzung für die Akzeptanz der Selbstgrenzen. (Krause 1995, zitiert nach Schabschneider, 2009)

Bei traumatischen Schamerlebnissen spricht man von der toxischen Scham, die über Familiengenerationen eine Schamhaltung bewirkt und sich fortsetzt. Als Abwehrmechanismen können zahlreiche Verhaltensweisen dienen (u.a. Perfektionismus, Streben nach Macht und Kontrolle, sich kümmern), mit dem Ziel, von der eigenen Person abzulenken und sich auf andere zu konzentrieren. Weitere Regulationsversuche im Umgang mit toxischer Scham können auch u.a. Suchtverhalten, körperlicher Missbrauch und Gewalt sein. Weiters fasst Bradshaw in einer Auflistung zahlreiche Regeln und Schamabwehrmechanismen von schamgeprägten Familien auf. (Bradshaw, 1993, zitiert nach Schabschneider, 2009)

Scham wird als selbstreflexives Gefühl bezeichnet und hängt mit Normen und Idealen zusammen. Erst der Verstoß gegen diese führt zur Scham, ebenso führt dieser, wenn es gegen die Ideale und Normen der Bezugspersonen (gegen innere Rollenerwartung) verstößt, dazu, Scham zu empfinden. Die Scham im Zusammenhang mit der Normverletzung entsteht durch den Perspektivenwechsel, den Blick auf das eigene Handeln oder Unterlassen (bei der Vorstellung des Blickes auf das Verhalten bzw. der Entdeckung). Die Befürchtung einer Normverletzung, in der das eigene Handeln mit dem der Umwelt verglichen wird, liegt im einhelligen negativen Urteil derjenigen, die die Norm miteinander teilen.

Schüttauf (2003, zitiert nach Schabschneider, 2009) unterscheidet zwei Hauptrichtungen von Normen und Idealen: Ideale mit moralischer Prägung, überwiegend Verbotsnormen und Normen und Ideale, die sich auf die Kompetenzebene beziehen. Wenn eine Person nicht selber Normen und Ideale verletzt hat (z.B. bei Gewalttaten und sexuelle Demütigung) kann natürlich ebenfalls Scham entstehen. Leider gibt es zahlreiche Beispiele dafür, dass auf Grund der Verletzung des Selbst Scham entsteht, und dies dazu führt, von anderen übertretene Normen zu verschweigen. Gesteigerte Scham- und Schuldgefühle können bei Opfern von Gewalttaten entstehen, insbesondere dann, wenn die Schuld von der Umwelt dem Opfer zugeschrieben wird. (Schabschneider, 2009)

Bei der Untersuchung ob Scham bei bestimmten Krankheiten eine Rolle spielt, da sie kein Symptom ist, wird folgende Aussage zitiert:

„ (...). Da ein wichtiger Aspekt der Scham die Beziehungsregulierung ist, können wir von Krankheitswertigkeit des Schamaffekts am ehesten dann sprechen, wenn diese beziehungsregulierende Funktion nach außen wie auch nach innen unterbrochen wird.“
(Leibig, 1998, zitiert nach Schabschneider, 2009, S 53)

Marks (2009) weist darauf hin, um einen konstruktiven Umgang mit Scham finden zu können, ist es notwendig, diese wahrzunehmen, indem sie enttabuisiert und verstanden wird. Das Schamgefühl blockiert Denkprozesse. Dabei ist die rechte Gehirnhälfte (nonverbale, emotionale Aktivität) aktiviert. Psychische Funktionen wie Vernunft oder Affektregulierung sind nicht mehr verfügbar. Dies zeigt sich auch schon in leicht beschämenden Situationen. Bei traumatischer Scham besteht eine Scham vor dem Schamgefühl. Dieser gilt es nicht wertend gewahr zu werden, das folgende Zitat zeigt die Verschränkung zur Wertung.

„Sie ist mit dem wohl schmerzhaftesten aller Gefühle verbunden, dem Gefühl unwert zu sein, ein Objekt, ein Nichts, liebes-unwert, nichtig, wertlos und existentiell bedroht.“
(Marks, 2009, S 42)

Marks (2009, S 158) schlägt folgende Differenzierungen vor, um das Schamgefühl in seiner Funktion zu nutzen:

  • die empathische Scham ermöglicht, die Schamgefühle anderer mitzufühlen
  • die Intimitätsscham befähigt, körperliche und seelische Grenzen in der Interaktion zu wahren
  • die traumatische Scham entsteht, wenn Grenzen in traumatischer Weise verletzt wurden, entweder durch einzelne Situationen, oder durch eine Vielzahl von erniedrigenden Erfahrungen
  • die Gewissensscham wahrt die eigene Integrität der moralischen Werte und Ideale
  • die Anpassungsscham bewirkt die Konformität einer Person mit den Erwartungen und Normen der Gruppe bzw. der Gesellschaft
  • die Gruppenscham ist die Scham für ein Mitglied der eigenen Gruppe und dient der sozialen Kontrolle

Die Gruppen- und die empathische Scham regulieren das Verhalten in Bezug auf die Scham anderer Menschen. Hier sind entweder Verachtung oder Mitgefühl ein Mittel zur Distanz bzw. Nähe von Menschen. Die Anpassungsscham und Gewissensscham regulieren das Verhalten zwischen den Polen Konformität und Integrität. In kritischen Lebenssituationen führen diese, im Alltag durchaus zu bewältigenden, Widersprüche zu Konflikten (z.B. Entscheidungen, die mit unangenehmen Konsequenzen verbunden sind).

Die Intimitätsscham und die traumatische Scham befähigt bzw. verhindert zu regulieren, wie wir uns vor anderen zeigen bzw. was wir verbergen möchten. Die Intimitätsscham befähigt die Privatsphäre zu schützen und reguliert inwieweit sich die Person zeigt. Bei der traumatischen Scham geht diese Regulierungskompetenz verloren. (…); die Betroffenen werden von einem überstarken Schutzbedürfnis beherrscht oder haben die Fähigkeit, sich zu schützen, verloren.“ (Marks, 2009, S 162)

In der Folge besteht eine Spannung zwischen verbergen und zeigen in allen Interaktionen. Das Wissen um die eigenen physischen und seelischen Grenzen führt zur Klarheit und Orientierung.

Jens Tiedemann (2010) verweist darauf, dass die intersubjektive Perspektive eine Neukonzeptualisierung des Affekts Scham für die Psychoanalyse erfordert. Der Fokus der Behandlung in einem bestimmten Kontext liegt in der verbalen und nonverbalen Kommunikation. Scham betrifft eine Affektivität zwischen zwei Individuen. Für die Behandlung in unterschiedlichen Kontexten impliziert der Aspekt Scham eine Beziehungsregulierung, als ein sozialer Affekt und als Schnittstellenaffekt.

„Kein Gefühl ist dem Selbst und der eigenen Identität näher als Scham.“
(Tiedemann, 2010, S 540)

Um die traumatische Scham, die in Verbindung mit einem Gewalttrauma auftritt, bearbeiten zu können, wird es notwendig sein, zwischen Schuld und Schuldgefühl zu unterscheiden. Objektiv nicht verantwortlich zu sein (nicht Schuld zu haben) und eine Unterscheidung zu einem Schuldbewusstsein herzustellen, ist notwendigerweise die Basis dafür, Geheimnisinhalte und damit einhergehende Konflikte durchzuarbeiten. Auch im Hinblick auf ein affektregulierendes und schamreduzierendes Vorgehen für die Bearbeitung wird dem Behandler eine wichtige Hilfs-Ich Fuktion zugeschrieben.

Moser und Zeppelin (1996, zitiert nach Tiedemann, 2010) verstehen Scham als einen primären kommunikativen Affekt in ihrer Theorie der Entwicklung eines Affektsystems. Scham stellt einen kommunikativen Affekt der „Selbst mit dem Anderen- Bezogenheit dar.

Der Affektforscher Krause (1990, zitiert nach Tiedemann, 2010) beschreibt in seiner Theorie, dass Affekte als primäre Motivationssysteme der Beziehungsregulierung dienen. Sie dienen der Regulierung von Distanz und Nähe. So haben Freude, Trauer, Verachtung, Ekel, Angst, Neugier und Wut eine Struktur von Wünschen. Scham und Schuld, als selbstreflexive Affekte, unterscheiden sich von informationsverarbeitenden Affekten wie Neugier, Interesse und Überraschung und von beziehungsregulierenden Affekten wie Ekel, Angst und Wut. Der Begriff Emotion bedeutet etymologisch „herausbewegen“. Affekte sollten nur kurz wirksam werden, um der Chronifizierung der Krankheitswertigkeit entgegen zu stehen.

Scham und Intersubjektivität werden von Tiedemann (2010) im Kontext der Behandlung in Bezug auf den negativen Affekt der Verachtung des Therapeuten, der mit dem subjektiven Gefühl der Scham beim Patienten verbunden ist beschrieben:

„Unbewusst kommen meines Erachtens diese Verachtungsgefühle des Therapeuten gegenüber den geschilderten Inhalten des Patienten in Therapien häufiger vor, als uns vielleicht lieb ist.“
(Tiedemann, 2010, S 507)

Menschen und ihre Affekte lassen sich dann am besten verstehen, wenn das emotionale Erleben, geprägt von einem hohen Komplexitäts- und Differenzierungsgrad, zwischen zwei Personen betrachtet wird. Das Schamgefühl, als trennende Emotion und intersubjektiver Beziehungsaspekt, enthält nach Kaufmann (1989, zitiert nach Tiedemann, 2010) eine ambivalente Sehnsucht: die nach der Versöhnung mit dem, der zur schamhaften Situation beigetragen hat, um nicht die Trennung zu spüren, sondern sich heil und ganz zu fühlen. Da Scham als Unterbrechung der Beziehung erlebt wird und zu einer Hemmung weiterer Kommunikation führt, wird der Affekt ambivalent erlebt und führt zum Verlust der interpersonellen Brücke und wird als schmerzhafter Verlust empfunden. Scham ist als sozialer Affekt stärker nach außen gerichtet als Schuld und möchte die Bindung zum anderen erhalten, daher werden Zustimmung oder Ablehnung als wichtig erlebt. So kann die paradoxe Natur der Scham auch eine Hilfe zur Resozialisation sein.

Tisseron (2000, zitiert nach Tiedemann, 2010) setzt eine paradoxe Verbindungen in den Kontext bedeutsamer Beziehungen: wo viele Emotionen investiert wurden, dort tritt auch Scham intensiv auf und bewirkt dadurch eine starke Behinderung der Verbindung.

Tiedemann (2013) bezeichnet die Schamangst als größeres Problem als die Scham, die eigentlich erlebt wird. Die Kombination von Angst und Scham ist schwieriger auszuhalten, als die pure Scham. Ebenfalls ist es wieder der antizipierte Zustand, der schlimmer befürchtet wird als das Erleben der Realität. Hierbei ist die Schamangst die Angst, von einer Bezugsgruppe ausgeschlossen und fallen gelassen zu werden. Schamangst wird als eine Form der Angst bezeichnet, der Zustand der Hilflosigkeit ist von grundsätzlicher Bedeutung. Die Befürchtung, die der Scham innewohnt, ist es, durch eine äußere Realität Zurückweisungen in unterschiedlicher Form zu erleben. Wenn die Scham durch Schuld ersetzt wird, dient es dem Zweck, sich mit einer konkreten Tat zu beschäftigen. Da es vorab der Scham keine Ambivalenz gibt, ist es nicht ein Weg, der zu entscheiden wäre - die Ausweglosigkeit wird zum Thema. (Bastian 2006, zitiert nach Tiedemann, 2013)

Für Mitchell (2004, zitiert nach Tiedemann, 2010) ist Selbstmitleid - verknüpft mit Scham - ein Versuch, eine illusionäre Kontrolle über eine traumatische interpersonelle Gegebenheit zu erlangen, indem man sich selber das antut, womit man traumatisiert wurde.

Neckel (1991, zitiert nach Tiedemann, 2010) beschreibt Scham als Grunderfahrung der Gesellschaft, den charakteristischen Aspekt sieht er in der eigenen „Fremdheit“.

Für Hilgers (2006, zitiert nach Tiedemann 2013) ist die Scham solange positiv, bis eine Person davon überwältigt werden würde. Scham ist für die positive individuelle Entwicklung von Belang, für die idealen Vorstellungen, die die Person von sich hat.

Für die Behandlung schlägt Tiedemann (2013) vor, der Scham nicht auszuweichen, einen eventuellen Impuls dazu nicht zu folgen. Die Voraussetzung dafür ist es, über ein Maß an innerer Schamfreiheit zu verfügen. Das taktvolle Ansprechen der Scham ist laut Wurmser (1987, 1990, zitiert nach Tiedemann, 2013) von Vorteil, das Taktgefühl ist die Achtung des Menschen, der sich in einer Schamsituation befindet. Die Interventionstechnik soll nicht dazu beitragen, dass sich die Scham schockartig zeigt.

Scham tritt in der Ahnung oder dem Wissen auf, dass etwas Tabuisiertes geschieht und nach außen hin verleugnet wird. Nach Gahleitner (2005, zitiert nach Luksch, 2006) schämen sich Opfer nicht nur für sich selbst, sondern für die ganze Familie und den Täter. Aufgrund diverser Dynamiken halten sich von sexueller Gewalt Betroffene häufig auch für mitschuldig, da sie beim Täter Liebe, Zuneigung, Vertrauen und Zuwendung gesucht haben. Darin sehen sie ihre eigene Mitwirkung oder ihre Verantworung durch einen Mangel an Widerstand gegenüber dem Täter. Sie fühlen sich hilflos, da der Schulddruck enorm wird, wenn hier keine Hilfe einsetzt. Durch die Idealisierung der Täter ist die Veränderung der Situation ohne Hilfe nicht möglich. Auf lange Sicht gesehen, kann das Schuldempfinden die Opfer ebenso unausweichlich verfolgen wie die damit verbundenen Schamgefühle.

In meinem Manual für die Arbeit in Kinderschutzzentren beim Problem „Sexueller Missbrauch und Gewalt an Kindern und Jugendlichen (Luksch 2006) wird die Vorbereitung auf einen Strafprozess mit Opfern und deren Schuld- und Schamgefühle thematisiert:

Im Gespräch mit dem Kind wird erörtert, dass es hinsichtlich der Schamgefühle z.B für ein Gerichtsverfahren, die Scham zu schweigen überwinden muss, um über Sexualität sprechen zu können. Zugleich werden damit vorerst die Grenzen des Kindes beachtet und gewahrt, d.h. das Kind bestimmt mit wem und wie es über das Geschehene vorab der Gerichtsverhandlung spricht. Hinsichtlich der Schamgefühle sollte man darauf hinweisen, dass der Inhalt des Geheimnisses sehr intim ist und das Kind sein Vertrauen zu Personen prüfen darf. Da das Kind im Falle einer Aussage vor Gericht als Opfer eine Aussage macht, ist es wichtig, die eigenen Ausdrücke für das Geschehnis nicht zu verändern. Das eigene reflektierte Verhalten der Erwachsenen mit Scham ist wichtig, um die Schamgefühle der Kinder zu verringern. So wie Schamgefühle ist auch das Schuldempfinden der Opfer zu thematisieren, da sie unkommuniziert belastend wirken.

Hinsichtlich des Schuldgefühls ist es wichtig, dass das Kind im Gespräch die Erkenntnis gewinnt, dass die Verantwortung für Gewalt beim Erwachsenen liegt. Das eigene Schuldgefühl kann sich zu Gunsten von alternativen Erklärungen zur Entstehung von bestimmten Verhaltensweisen und einer Klärung durch die Differenzierung, wie sich das Verhalten in bestimmten Situationen ausgewirkt hat, in seiner kommunikativen Funktion genutzt werden.

Von Kindern werden Aussagen wie „Wenn was Schreckliches passiert, bin ich schuld“, „Durch mich verlieren wir alles“ oder „Ich habe versprochen, nichts zu sagen“, formuliert um ihre konkreten Befürchtungen im Zusammenhang mit Schuldgefühlen aufgreifen zu können. Im Fall der eigenen Schuldzuweisungen werden Kinder erst Entlastung erfahren, wenn ihre Schuldgefühle auch gelten dürfen und wenn sie diesbezüglich eine andere Realität als die vorerst antizipierte Befürchtung erleben können.

Um die Bindung zur Bezugsperson aufrechtzuerhalten, idealisieren misshandelte Kinder häufig die Täter und suchen die Verantwortung und Schuld für die Übergriffe bei sich selbst, darum messe ich der Miteinbeziehung von anderen Beziehungspersonen aus der Familie in ein Problemgespräch über tabuisierte Familiengeheimnisse eine wichtige Bedeutung bei.

2.2 Unterscheidung von Gefühl, Emotion und Affekt

Ciompi (1982) versteht Affekte als Oberbegriff für globale psychophysische Zustände, wobei das Organ für den Affekt der Körper darstellt, da diese sich dort manifestieren. Unterschieden werden Affekte wie Gefühle oder Emotionen als Reaktionen, die bewusst wahrgenommen werden und Stimmungen, die unbewusst und lang andauernd sein können. Die fünf Grundgefühle sind Interesse, Angst, Wut, Freude und Trauer. Die Funktion von Affekten ist es, Komplexität zu reduzieren, Wert und Sinn zu stiften und Kohärenz zu schaffen. Angst bewirkt Distanzierung und im Extremfall Flucht; in bestimmten Situationen stellt diese Reaktion gegenüber einem rein intellektuellen Abwägungsprozess einen Zeitgewinn dar. Aggressivität und Wut setzen und verändern persönliche Grenzen.

Trauer löst dysfunktionale Beziehungen und Freude schafft Bindungen. Auch die Kommunikation ist affektiv, daraus ergibt sich, dass es kein Denken ohne Fühlen und kein Fühlen ohne Denken gibt. Hier ist anzumerken, dass es in bestimmten Stimmungszuständen zur Ausbildung einer spezifischen Logik des jeweils vorherrschenden Gefühls kommt. Diese Fundamentallogik (z.B. Angstlogik) wird in der Kommunikation auch nonverbal mitgeteilt und ist intuitiv erfassbar und dadurch entscheidend für menschliche Beziehungen.

„Die affektive Grundstimmung ist für jede Psychotherapie von entscheidender Bedeutung.“
(Ciompi, 1997, S 134)

Levold (1998) definiert Affekte als unbewusste, körperliche Reaktionen. Affekte werden in vier Gruppen unterteilt: die sozialen Affekte wie Trauer, Freude und Wut; die Information verarbeitenden Affekte wie Schreck, Neugier und Interesse; Notfallaffekte wie Angst und Ekel und die moralischen Affekte wie Stolz, Scham und Schuld.

2.2.1 Affektkommunikation

Für die Kommunikation benennt Levold (1998) Gefühle als Emotionen, da diese im sprachlichen Ausdruck mit Erfahrungen, Erlebnissen, Erinnerungen, Assoziationen angereichert sind. Im Vordergrund steht die Dekodierung des Affekts. Da sich Gefühle auf ein Konzept des Selbst beziehen (reflexiv), kommt es z.B. in Fällen von Vernachlässigung im Rahmen von Psychotherapie zu einem Problem mit der Affektdekodierung. Der Autor präzisiert hier die Aufgabe des professionellen Helfers insofern, als dass neben den verbalen auch die nonverbalen affektiven Abstimmungsprozesse in der Unterstützung zu einem zentralen Aspekt der Professionalität zählen.

Die Erzählperspektiven Dissoziation und Assoziation spielen bei Gewalt häufig eine Rolle. Menschen, die Gewalt ausüben, nehmen häufig eine dissoziative Perspektive ein (es ist passiert), die assoziative Seite (das Leid) bleibt unbesprochen. Die Gewalthandlung wird verharmlost und der Schritt, Handlungsalternativen zu erarbeiten, ist nicht möglich. Grossmann (2000, zitiert nach Seiler Baumfeld 2008) sieht die Berücksichtigung der emotionalen Aspekte in der narrativen Therapie als sinnvoll und nützlich, da die Folgen von Gewalt und das damit einhergehende Leid Inhalt der Gespräche werden. Erst durch eine assoziierte Haltung und Sprache des Therapeuten können dissoziierte Erzählungen z.B. von einem Täter wieder mit Gefühlen angereichert werden, auch um dessen Scham- und Schuldgefühle zuzulassen. (Grossmann 2000, zitiert nach Seiler- Baumfeld 2008)

Seiler- Baumfeld (2008) begründet ihre Aussage, Menschen in helfenden Berufen würden es vermeiden, über Gewalt zu sprechen, einerseits mit dem Hinweis auf die unangenehmen und schwer auszuhaltenden Emotionen und den aktuell geltenden gesellschaftlichen Tabus. In ihrer Abschlussarbeit an der Sigmund Freud-Universität formulierte sie konkret die Fragestellung dazu, wie systemische Therapeuten mit Gefühlen im Kontext von Gewalt umgehen, da insbesondere Regressionsphänomene als Folge von Gewalt auftreten können. Ihr Ergebnis wies auf diesbezügliche Mängel im Umgang mit Gefühlen hin und veranlasste sie zu der Bemerkung, dass sich in der systemischen Fachliteratur nicht wiederfindet, was systemische Psychotherapeuten in der Praxis tun – wie sie mit Gewaltopfern arbeiten.

Sie verweist auch darauf, dass die metatheoretische Voraussetzung (Kybernetik 1. und 2. Ordnung) der systemischen Psychotherapie mit der Emotionsforschung nicht im Widerspruch steht. Unter diesem Gesichtspunkt kann man davon ausgehen, dass das, was eine Zeit lang in der Berücksichtigung der systemischen Ausbildungsinhalte ausgelassen wurde, mittels einer Methode oder eines Modells wieder zur Sprache kommen wird.

Imber- Black (1999) beschreibt die Familie als affektives System im Zusammenhang mit Familiengeheimnissen. Es muss Sicherheit vermittelt werden, um schmerzliche Gefühle zulassen zu können. Ziel ist es, diese zukünftig empathisch mittragen zu können. Das Konzept der affektiven Rahmung einen zieldienlichen Beitrag. Ziel der affektiven Rahmung ist die Metastabilisierung eines instabilen, im Wandel begriffenen Systems. Die emotionale Begegnung, die Kommunikation, also die affektiven und kognitiven Aspekte sind miteinander verbunden und wirken interaktiv zusammen. „Fallverstehen in der Begegnung“ wird als Prozess verstanden, der einen geschützten Rahmen in verschiedenen Kontexten herstellt.

Hier liegt nach Seiler- Baumfeld (2008) die Verantwortung für konstante, vorhersagbare und zuverlässige affektive Kommunikationsangebote bei den Erwachsenen. Ziel ist die Erhaltung der Grundstruktur (Identität) von Individuen und Familien und gleichzeitig Sorge für nötige Entwicklung und Reorganisation zu tragen.

2.2.2 Kommunikation mit Familien über das Kindeswohl

Für Franzheld (2013) dient der Begriff „Kindeswohl“ im Rahmen von Kinderschutzdiskussionen für gemeinsame Verständigungs- und Zielvorstellungen der interdisziplinären Zusammenarbeit. Der praktische Gebrauch „Kindeswohlgefährdung“ im Sprachgebrauch der Zusammenarbeit eröffnet jedoch unterschiedliche Perspektiven auf das Kindeswohl.

Die soziale Arbeit agiert als Schnittstelle zu diesen unterschiedlichen Berufen und Professionen, woraus sich theoretische Fragen nach Kompetenzen in Bezug auf das Selbst- und Fremdverstehen und nach Fähigkeiten zur Absicherung von Zuständigkeiten während einer Meldebeziehung ergeben. Der Autor bezeichnet in seiner Untersuchung zur Sprachpraxis die Beziehung von Polizei und Jugendamt als Meldebeziehung, da sich mittels der Meldungen über Kindeswohlgefährdung die Kontrollintensität im Kinderschutz steigert und dadurch vermehrt interdisziplinäre Kontakte entstehen.

Um den Effekt Kinderschutz zu erzielen, stellt die gemeinsame Verständigung der einzelnen Disziplinen im Kinderschutz die Voraussetzung dar. Eigenständige Handlungs- und Orientierungsmuster sind notwendig, um zwischenprofessionelle Muster und Übersetzungsprozesse für die einzelnen Rollen in der Zusammenarbeit festzulegen. Die Orientierung der Hilfeleistung wird auf Grund einer Meldung an die Behörden Polizei und Jugendamt in der Rolle einer Kontrollbeziehung für die Familie geortet, wobei das Interesse auf einem konkreten Gefährdungsausschnitt liegt. Kritisch wird die Abklärungsphase mittels einer Checkliste befunden, da Checklisten sich nicht an das Gefährdungsgeschehen, sondern an allgemeine Risikofaktoren, wie Armut, Trennung oder Scheidung orientieren. Die Jugendhilfe ergänzt das Ausmaß der konkreten Gefährdung, die auf Grund von schuldhaften Ursachen entstand, durch das Erfassen der Entstehung und der Zusammenhänge der Gefährdung - die Hilfe orientiert sich am Gefährdungszusammenhang.

Die berufliche Fähigkeit zur Diagnose eines Gefährdungszusammenhangs liegt laut Dollinger (2011, zitiert nach Franzheld 2013) in der logischen Zusammenführung von präzisen Beobachtungen, genauen Aufzeichnung von Spuren, Symptomen und Indizien und durch deren Beschreibungen.

In der Systemtheorie bleibt jedoch die Frage für den Autor unbeantwortet, wie diese Arbeit an den interdisziplinären Systemgrenzen abläuft und organisiert ist. Interaktionistische und machttheoretische Konzepte sehen das gemeinsame Thema in der Zusammenarbeit, das ausgehandelt werden muss. Die Schutzbedürftigkeit eines Kindes alleine ist demnach nicht ausreichend zur Beschreibung von Kinderschutz, es wird durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mittels Fallarbeit und Abstimmungs- und Koordinationsbedarf zwischen den beteiligten Akteuren ergänzt. Um die Schnittstellen zwischen den Disziplinen zu öffnen und Interaktionsprozesse zu initiieren werden „Objekte an der Grenze“ nötig - Kindeswohlgefährdung stellt demnach ein Grenzobjekt dar.

Um disziplinäre Grenzüberschreitungen und Markierungen (Böllert, Thole 2013) im Zusammenhang mit Transdisziplinarität darzustellen, werden keine grundsätzlichen Unterscheidungen getroffen. Für soziale Arbeit gelten ausformulierte handlungspraktische Anforderungen wie Hilfe, Erziehung, Betreuung, Beratung, Fürsorge, Unterstützung und Bildung; diese werden als zentral beschrieben. Der zentrale Begriff kann sich ebenfalls aus der an die soziale Arbeit adressierten Aufgabe ergeben.

Eines von vier Modellen zur Beobachtung, wo sozialpädagogische und sozialarbeiterische Theorien „örtlich“ und „disziplinär“ anzusiedeln wären, formulieren die Autoren folgendermaßen:

„...ein viertes Modell wandert zwischen den disziplinären Welten, artikuliert sich mal mehr kreativ-künstlerisch, mal therapeutisch-empathisch, mal kritisch und präferiert im Kern eine Tradition, die davon ausgeht, dass die Praxis sozialer Arbeit lediglich handlungstaugliche Theorien, keineswegs jedoch einen kategorial ausbuchstabierten, empirisch ausgewiesenen Theoriebildungsprozess benötigt (vgl. Thole 2005).“
(Böllert, Thole 2013. S 198)

Zusammenfassung

Die innerfamiläre Verantwortung, für Schutz und Hilfe zu sorgen, wird im Bedeutungskontext der Kinderschutzarbeit den Eltern in kontrollierter Form durch das JWG § 37 gewährt – gerade dann, wenn der Verdacht auf Kindeswohlgefährdung besteht. Diese berufsrechtliche Aufforderung zur Krisenintervention mit dem Kind und dessen Bezugspersonen beinhaltet die Aufgabe, die Familie aus der Schutzfunktion des Geheimnisses herauszuführen, indem Hilfe zur Selbsthilfe angeboten wird. Dabei soll die Familie kontrolliert unterstützt werden, um zeitnah auf die bestehenden Risikofaktoren eines Geheimnisses mittels Intervention Einfluss zu nehmen.

Insbesondere wird den Eltern die Möglichkeit gegeben, mit Unterstützung selber für Schutzmaßnahmen zu sorgen. Es ist notwendig zwischen Schuld und Schuldgefühl zu unterscheiden. Auch die Unterscheidung zu einem Schuldbewusstsein und den damit einhergehenden Konflikten liegt bei den Eltern. Das Kindeswohl setzt dem Elternrecht eine Grenze, auch wenn die Aufforderung zu einem Gespräch bei der Familie Widerstand auslöst. Angebote für ein hilfreiches Gespräch bieten den Rahmen für Interventionsmöglichkeiten, die der Wahrscheinlichkeit einer Veränderungsmöglichkeit der Familie Rechnung tragen sollen.

Die Hilfe kann sich nur am Gefährdungszusammenhang orientieren, dabei werden reflexive Affekte der Familie betrachtet. Gefährdungsthemen im Bereich der psychischen, physischen und sozialen Gesundheit lösen bei allen Beteiligten persönliche Betroffenheit aus. Bisher werden die beteiligten Personen, vor allem deren Gefühle und Emotionen, im Hilfeprozess oft mit Absicht übergangen, um genau dieser Thematik – einer schwerwiegenden Schamthematik - zu entkommen. Eine gängige Begründung ist, dass das Kind erst später, nach Abschluss des Strafprozesses und evtl. im Kontext von Psychotherapie über die erlebte Gewalt erzählen und sein Erleben beim „sich zeigen“ reflektieren kann. Die Möglichkeiten der am Hilfeprozess beteiligten Erwachsenen, ebenfalls über sich und ihre Scham in einer speziellen Situation zu erzählen, wird aktuell noch nicht vorrangig betrachtet. Dies lässt sich nur dadurch nachvollziehen, als dass es generell noch keine Implementierung der Schutzinterventionsmaßnahme durch einen hierfür ausgewählten Professionalisten für einen speziellen Kontext (z.B. Schule) gibt.

Kindeswohlgefährdung im Sprachgebrauch der Transdisziplinarität eröffnet die Perspektiven auf das Kindeswohl in einer familiären Krise, dafür sind hilfreiche Handlungsprozesse zur Orientierung für den Professionalisten notwendig. Sicher ist aber auch die Tatsache, dass die Verantwortlichkeiten im Zusammenhang mit Querschnittsmaterien (Kinderschutz) unklar sind. Demnach brauchen verantwortliche Personen für das Kind die Solidarität zur Kooperation anderer und auch unterschiedlicher Berufsgruppen für die Umsetzung von Schutzinterventionen und eine gesunde Haltung für sich selber und als Professionist. Affekte werden in der Kommunikation über tabuisierte Familiengeheimnisse auch nonverbal mitgeteilt und sind intuitiv erfassbar.

Auch die Affekte des Profesionisten während eines Krisengespräches sind für die Familie spürbar. In diesem Zusammenhang möchte ich auf die soziale Ethik hinweisen: Dabei ist die psychische Gesundheit Voraussetzung echter Ethik, denn intrapsychische Spannungen erhöhen antiethische Tendenzen. (Hutterer-Krisch, 2007)

2.3 Gefühle in der Intervention

Am Beispiel der Gesprächsführung mittels der Geheimnismetapher (Resilienzmetapher) von Thoma (2007) beschreibe ich seine inhaltlichen systemischen Überlegungen zur Intervention. Die Querschnittmaterie Kinderschutz bietet hierfür den notwendigen Strukturrahmen im Umgang und zur Orientierung mit Gewaltdelikten, zur Orientierung der Krisenintervention an den Risiko- und Schutzfaktoren um über Geheimnisse kommunizieren zu können.

2.3.1 Metaphern zur affektiven Kommunikation

Metaphern werden als mentale Operation der Übertragung struktureller, bildhafter Merkmale bestimmter Erfahrungsbereiche auf andere Erfahrungsbereiche verstanden.

„Metaphern helfen uns mit ihrer Offenheit, Vielseitigkeit und relativen Unbestimmtheit, Affekte, Körperschemata ebenso wie komplexe kognitive Konzepte in Narrationen zu transformieren. Sie vermögen in gewisser Weise eine Brücke zwischen dem nichtsprachlichen Problemerleben und einer Problemerzählung zu bauen“.
(Levold, 2006, S 232)

Die Resilienzmetapher steuert Möglichkeiten, Resilienz nicht nur als Merkmal von Personen oder Systemen zu denken, sondern auch um im zugrunde liegenden Interaktionsschema (in Bezug auf etwas anderes) zu reagieren. Besonders relevant erscheint dies auf dem Hintergrund von Hilfeprozessen, da sich das Konzept von Resilienz an den jeweils verfügbaren Ressourcen orientiert. Das Resilienz-Schema der „Behältermetapher“ ist wesentlich für die Markierung einer Innen-Außen- Unterscheidung.

„Der Behälter enthält etwas, das sich in ihm befindet, und schützt es durch eine materielle Grenze vor allem, was sich außerhalb des Behälters befindet. In der Regel existieren Öffnungen, durch die etwas in den Behälter hinein- oder hinausgelangen kann“.
(Levold, 2006, S 249)

Das schutzwürdige Innere soll vor Verletzungen von außen bewahrt werden. Hilfe setzt vor dem Hintergrund ein, um eine Verstärkung der Grenze zu erwirken (wie z.B. Grenzziehung, Abgrenzung zum Thema körperliche Gewalt gegen Kinder und Frauen bei fortbestehender Bedrohung).

Ein Sonderfall zum Thema „Hilfe bei der Abgrenzung“ besteht dann, wenn jemand das Problem in sich trägt und sich dadurch gegen das Innere abgrenzt (z.B. Angst). Hier verlangt die Abgrenzungsmetapher eine Projektion nach außen.

Einen systemischen Arbeitsansatz zum Umgang mit Geheimnis und Geheimhaltung stellt das Modell von Thoma (2007) dar. Dieses wurde im Rahmen seiner therapeutischen Arbeit im Kinderschutzzentrum auf Grund des Auftrages der Eltern und der Mitarbeiter des Jugendamtes, nämlich „herauszufinden, was dem Kind widerfahren ist“, (bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch) entwickelt. Das Thoma´sche Modell in Verbindung mit dem Wahrheitsfindungs-Problem zielt darauf ab, das Geheimnis nicht direkt enthüllen zu wollen, sondern vorerst auf Gefühle (z.B. Angst), die im Zusammenhang mit der Aufdeckung in Bezug auf die Auswirkungen auf die familiäre Beziehung entstehen, einzugehen.

Der Autor beschreibt wie er mit Hilfe einer Metapher vorgeht:

„Das Geheimnis ist wie eine Burg: es gebe ein „Innen“ (der Burghof) und ein „Außen“ (vor der Burg). Derjenige, der in den Burghof eindringen möchte, sollte sich vorstellen, ein Ritter zu sein. Jede Burg ist, ebenso wie ein Geheimnis, von Schutzmaßnahmen umgeben. Wer in eine Burg kommen will, muss sich zuerst den Hindernissen, die die Burgherren errichtet hatten, zuwenden, sonst würde er daran scheitern. Jede Burg hat Burgmauern, eine Zugbrücke und einen Wassergraben. Jeder erfolgreiche Eroberer hat im Mittelalter zuerst Ideen zu den Hindernissen entwickelt.“
(Thoma, 2007)

Mit Hilfe der Burgmetapher wird das inhaltlich geschützte Geheimnis externalisiert, um vorerst mit Hilfe von zirkulären Fragen den Umgang mit der Geheimhaltung (Sprache über Gefühle auf der familialen Beziehungsebene im Zusammenhang mit der Aufdeckung) gemeinsam mit einer vertrauten Person zu klären.

Ritscher (2006) definiert Misshandlung als eine gegen eine von vornherein unterlegene Person gerichtete Situation, in der das Opfer kaum eine Möglichkeit zur Gegenwehr hat. Das Kindeswohl setzt dem Elternrecht eine Grenze.

Er weist darauf hin, dass das systemische Postulat, dass alle Handelnde wären und sich in zirkulären Rückkopplungsbeziehungen befinden, als eine kontextunabhängige und Handlungs- bzw. Handlungsmöglichkeiten unberücksichtigende Unzulässigkeit, darstellt. Die zirkuläre Idee ist durch die Misshandlung auf die lineare Täter/ Opferbeziehung reduziert worden. Deshalb haben die mächtigeren Kooperationspartner (Professionisten) in diesem Bereich eine wichtige Haltung einzunehmen, indem sie auf ihre Begrenzungsmacht achten und sie diese im Rahmen von Hilfe nicht in Gewalt und Gewaltakte umschlagen lassen.

Ritscher (2002) weist darauf hin, dass sich soziale Arbeit dem Phänomen der Gewalt, Missbrauch und Misshandlung in „ganz normalen Familien“ stellen muss. Er weist darauf hin, dass eine familienorientierte Perspektive einzunehmen sei, jedoch benötigen Opfer manchmal vor der konkreten Einbeziehung der Familie einen näheren und vertrauensvollen Kontakt zu einer dem Opfer hilfreichen Person. Ein gemeinsames Setting von Opfern und Tätern erfordert vorerst das Eingeständnis von Schuld, welches er analog wie Madanes (1991, 1997, zitiert nach Ritscher 2002) auch unter Androhung von strafrechtlichen Sanktionen zu erzwingen, gedenkt, weil er einen Nutzen für die Intervention zur Rehabilitation des Opfers sieht. Seine Handlungsrichtlinien in Bezug auf die Krisenintervention, wo die Fragen aktuell nach dem Schutz vor zukünftiger Gewalt im Vordergrund stehen, sind:

Nach van der Kolk (Kolk, 1999, Gahleitner, 2005) haben von sexueller Gewalt Betroffene ein Klima dauernder Gefahr durchlebt, in dem sie jedes kleine Zeichen des Täters zu deuten gelernt und somit in einem ständig erhöhten Erregungsniveau gelebt haben.

In meinem Manual (Luksch 2006) für die Arbeit in Kinderschutzzentren beim Problem „Sexueller Missbrauch und Gewalt an Kindern und Jugendlichen“ gehe ich auf die Geheimhaltung der bedrohlichen Situationen durch Kindeswohlgefährdung ein:

Gespräche über das spezifische Thema “sexueller Missbrauch“ kann in unterschiedlichen Kontexten (Prävention, Therapien) stattfinden, um die Situation der Angehörigen und deren Einstellungen, Gefühle zu besprechen. Wie schon erwähnt, ist es von großer Wichtigkeit, nicht nur über die Tatsache der Gewalt, sondern auch über die Gefühle Angst, Scham und Schuld zu reden. Kinder haben Angst ihr Geheimnis zu verraten, weil es der Fall sein könnte, dass sie unter Druck gesetzt werden (z.B. „wenn du jemandem was erzählst, dann…“).

Oft haben Kinder auch schon mehrmals verdeckte Versuche gemacht haben, das Geheimnis zu teilen und das ist bisher nicht gelungen. Kinder wenden sich des öfteren an Personen, jedoch bleibt dies meist unbemerkt, und so glauben sie, dass ihnen niemand glauben möchte. Das Kind soll das Gefühl bekommen, dass es geschützt wird und die konkreten Androhungen des Täters nicht real werden können. Für die Arbeit im Bedeutungskontext Kinderschutz ist es wichtig, dass man dem Kind jedoch nichts verspricht, was nicht auch gehalten werden kann. Die betroffenen Kinder haben große Angst vor dem, was der Täter ihnen angedroht hat, wenn sie jemandem ihr Geheimnis anvertrauen. Deshalb bitten Kinder häufig Professionalsten darum, niemandem von dem Geheimnisinhalt zu erzählen.

Diesem Versprechen können Professionalsten aber nicht gerecht werden, denn es können keine Schutzinterventionen gesetzt werden. Sehr hilfreich kann in dieser Situation das Sprechen über die mit der Drohung verbundenen Ängste des Kindes sein.

„Häufig auftretende Befürchtungen von Kindern sind z.B. „Geheimnisse muss man für sich behalten, sie mitzuteilen ist falsch.“ oder „Es wird noch schlimmer, wenn ich es sage.“
(Luksch, 2006, S 42)

2.3.2 Gefühle in der Prävention

„Gefühlsäußerungen werden in einer von Vernunft bestimmten Welt oft als peinlich oder unangenehm oder gar als Rückschritt gesehen“.
(Holm, 2005, S 8)

Aggressionen und Gewalt gehen nach Holm (2005) immer mit Gefühlen einher; daher liegt der Schluss nahe, in der Prävention auf diese näher einzugehen. In seiner primären Gewaltpräventionsmaßnahme kommuniziert er auf der Ebene der Kinder wenig über Gewalt, sondern entwirft für den Kontext „Schule“ Programme, wo Gefühlen in Konfliktsituationen Ausdruck verliehen werden soll, um das Risiko der Gewalt zu verringern. Entscheidend sind Emotionen, die mit der Sichtweise oder Interpretation der jeweils betroffenen Person einhergehen. Die Bezeichnung, ob von Emotionen oder Stimmungen gesprochen wird, hängt mit der Dauer zusammen. Wenn eine Emotion länger als ein paar Stunden anhält, wird diese als Stimmung bezeichnet.

Als theoretische Ansätze werden nach Ekman (2004, zitiert nach Holm, 2007) folgende Gefühlskategorien beschrieben: Glück/Vergnügen, Ärger, Verachtung, Zufriedenheit, Ekel, Verlegenheit, Aufgeregtheit, Furcht, Schuldgefühl, Stolz auf Erreichtes, Erleichterung, Trauer/Kummer, Befriedigung/Zufriedenheit, Sinneslust, Scham.

Zu den affektiven Zuständen oder Stimmungen werden folgende gezählt: Eifersucht, schwärmerische Liebe.

Stemme (1997, zitiert nach Holm, 2005) gibt nur wenige Grundemotionen an, wobei Mischungen und Kombinationen möglich sind. Eine differenzierte Beschreibung der Gefühle wird auf Grund der Mischung der Grundemotionen als schwierig angenommen: Glück, Traurigkeit, Wut, Furcht, Ekel.

Für die Gewaltprävention beschreibt Holm (2005) folgende Emotionen und deren zentrale Bedeutung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen: Bei Ärger und Zorn besteht die Gefahr, dass diesbezügliche Äußerungen zu einem Teufelskreis führen, da die Reaktionen meist auch Wut und Zorn sind. Nach Stemme (1997, zitiert nach Holm, 2005) gibt es vier mögliche Auslöser für Ärger: Frustration, Irritation, Provokation und Ungerechtigkeit. Hier wird der Ärger als Mittel gesehen, um unerwünschte Zustände zu verändern.

Freude wird als angenehme Emotion angegeben und als Antriebsmittel des Lebens bezeichnet. Auch die Abwesenheit von unangenehmen Gefühlen wie Stress, Ekel, Furcht oder Scham kann Freude erzeugen. Mit Traurigkeit und Kummer werden Verluste verarbeitet.

Als eine Ursache für Kummer wird reelles und eingebildetes Versagen angegeben. Kummer zeigt sich, indem Traurigkeit, Hilflosigkeit, Niedergeschlagenheit, Mutlosigkeit, Einsamkeit, Isoliertheit und sich elend fühlen wahrgenommen wird. Die Funktion dieser Emotionen liegt darin, dass die Umgebung davon erfährt. Insofern hat dies eine Auswirkung auf den Zusammenhalt einer Gemeinschaft. Als schwer zu ertragen werden Angst und Furcht bezeichnet. Die Funktion besteht in der Warnung vor Personen, Objekten, Ereignissen und Situationen. Angst wird empfunden, wenn sich Personen einer Situation nicht gewachsen fühlen. Weiters gibt es die erlernte Furcht. Diese ist durch Erfahrungen mit bestimmten Ereignissen verbunden. Der Angst, die kontrolliert auftritt, wird eine positive Aufgabe zugeordnet.

Ekmann (2004, zitiert nach Holm, 2005) unterscheidet positive und negative Gefühle. Holm (2005) hingegen gibt Gefühlen durch den Umstand, dass jedes Gefühl einen bestimmten Sinn und Zweck erfüllt, eine Berechtigung. In der Gewaltprävention wird die Emotion Angst durch die Schutzfunktion als gut bezeichnet, weiter bezeichnet er Gefühle niemals als falsch oder verboten. Ambivalente Gefühle können zwar vorerst zu verwirrender Kommunikation führen, da der sprachliche Ausdruck für eine komplexe Gefühlswelt vorerst noch verborgen bleibt. Als Ziel von primären Gewaltpräventionsmaßnahmen sieht der Autor das bewusste Umgehen mit Emotionen in Verbindung mit der Achtsamkeit auf die eigene Körpersprache.

Geheimnisse